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Wie es glückt, einfach zu sein

Ein Stift und ein Blatt Papier, das ist einfach. Ich kann auf der Erde im Garten in der Sonne sitzen, während ich diesen Artikel verfasse. Und in den Pausen, in denen ich darauf warte, dass ein weiterer Gedanke auftaucht, der niedergeschrieben werden möchte, schweift mein Blick ins Grüne, anstatt auf einen Bildschirm zu starren.

Der Kuli hatte nur noch wenig Tinte, so dass ich begonnen habe, mit einem anderen weiterzuschreiben. Das ist einfacher als das Ladekabel für den Laptop zu suchen. Und ich bin unabhängig von einem Stromanschluss. Den habe ich hier in der Natur auch gar nicht. Zum Glück. Denn es scheint mir einfacher, einfach zu sein, wenn wir nicht so viel haben. Dafür müssen wir auch gar nicht dauerhaft allem Besitz entsagen. Es reicht, wenn wir hier und da mit weniger auskommen. Wenn wir den Dingen wieder den Wert beimessen, den sie haben. Also vor allem den praktischen Nutzen von Gegenständen sehen, die wir verwenden. Und gleichzeitig noch erkennen können, wann sie überflüssig sind, und es auch ohne sie geht.

Wenn wir gar nicht viel brauchen, um einfach glücklich zu sein, warum denken wir dann, wir müssten bestimmte Dinge haben, um uns gut zu fühlen? Und warum fällt es uns selbst dann noch schwer, einen Job, eine Beziehung, eine Wohnung loszulassen, wenn wir erkannt haben, dass sie uns gar nicht (mehr) glücklich machen? Oder dass sie vielleicht sogar verhindern, dass wir das leben, war wir uns wünschen?

Die Antwort ist rational nicht zu fassen, da wir um glücklich zu sein, über den Verstand hinausgehen müssen. Nur so viel sei gesagt: Es hängt mit unserer Identität zusammen, also ob wir „identisch“, einverstanden, eins – und nicht mehr uneins – mit uns sind. Eine gesunde Identität bedeutet, unseren Wert zu empfinden und uns selbst annehmen zu können, so wie wir sind. Sobald wir uns in unserer Einzigartigkeit als liebenswert erleben, unabhängig davon, was wir tun und was wir haben, glückt es, einfach zu sein.

Der Königsweg zu einem solch gesunden Selbstwertgefühl ist, wie Rolando Toro, der Begründer von Biodanza, erläutert der Tanz. „Tanzen aktiviert den zentralen Kern der Identität: das berührende Gefühl, lebendig zu sein“ (Rolando Toro 2010, Das System Biodanza, S. 153). Die glücksfördernde Wirkung der Bewegung zu Musik wird durch das Erleben in einer Gruppe intensiviert. „Im Kontakt mit anderen Menschen verstärkt sich zugleich die Empfindung, verschieden und einzigartig zu sein. Selbstwertgefühl und Selbstbewusstsein wachsen auf ungewöhnliche Weise.“ (a.a.O., S. 153f.).